Spielsüchtig zu sein – mir das selbst einzugestehen, das war einer der wesentlichen Schritte in die halbwegs richtige Richtung. Aber: Das war alles leichter gesagt, als getan… Bis es soweit war, habe ich durch diese (mittlerweile anerkannte) Krankheit schon vieles bzw. eigentlich fast alles verloren – allen voran Liebe, Geld und Vertrauen. Denn Spieler, so wie ich es einer bin, sind zumeist (sehr) gute Schauspieler. Sie belügen und betrügen – zum einen natürlich sich selbst, aber in großen Teilen auch andere, geliebte Menschen. Diese Anderen sind es dann auch, die man dadurch sehr verletzt. Und das wiegt mehr, als jeder Geldverlust.
Ich, der Autor dieser Zeilen und Website, bin selbst schwerst betroffen. Ich habe über viele Jahre hinweg gespielt, immer online und vorrangig im Bereich Sportwetten, Euro um Euro – mal mehr, mal weniger. Aber das spielt am Ende auch überhaupt keine Rolle. Ich war vermögend und habe durch das Spielen und Wetten alles verloren: Meine große Liebe, meine kleine Familie, meine Zuversicht und ja, auch mein gesamtes Vermögen. Nun habe ich nicht nur einen riesigen Schuldenberg samt Privatinsolvenzverfahren vor der Brust, sondern stehe auch sprichwörtlich vor dem Nichts. Ich habe auf dem langen Weg der Abhängigkeit zudem viele Menschen schwer ent- und getäuscht, um einerseits meine Sucht geheimzuhalten und andererseits auch immer weiterfinanzieren zu können. Beides hinterlässt tiefe Narben, die man nur sehr schwer wieder heilen kann.
Aber warum habe ich nicht aufgehört, als ich noch genügend Geld hatte? Warum habe ich mich nicht (früher) meiner Partnerin oder meinen engsten Freunden anvertraut? Warum musste es soweit kommen, bevor ich aufgewacht bin bzw. aufgeweckt wurde? Diese Fragen und noch ganz, ganz viele mehr stelle ich mir nun seit knapp zwei Jahren. Ich habe dabei externe Hilfe bekommen und eine ambulante Therapie durchlaufen. Dabei war es mir vergönnt, viele tolle Menschen kennenzulernen, die durch eine Sucht(-erkrankung), egal ob Alkohol, Drogen oder eben das Spielen, auch sehr viel verloren haben. Jedes einzelne Schicksal hat mich selbst berührt und mir gezeigt: Ich bin mit meinen Sorgen und Nöten nicht alleine!